Führungskraft in der Pflege: Verantwortung übernehmen, Team stärken und Qualität sichern

von Delia Böschen

Klare Strukturen: Das Fundament für eine erfolgreiche Pflegeeinrichtung

 

Eine gut organisierte Pflegeeinrichtung zeichnet sich durch eine klare Betriebsorganisation aus. Hierbei spielen sowohl die Aufbauorganisation als auch die Ablauforganisation eine zentrale Rolle.

Die Aufbauorganisation legt fest, wer welche Aufgaben und Zuständigkeiten hat. Eine übersichtliche Hierarchie erleichtert die Kommunikation und Entscheidungsprozesse. So gibt es in Pflegeeinrichtungen meist eine Einrichtungsleitung, eine Pflegedienstleitung (PDL), Wohnbereichsleitungen sowie Pflegefach- und Hilfskräfte, die gemeinsam für die Qualität der Versorgung sorgen.

Die Ablauforganisation hingegen befasst sich mit den täglichen Arbeitsprozessen. Sie stellt sicher, dass Pflegeleistungen effizient erbracht, Dokumentationen korrekt geführt und betriebliche Abläufe reibungslos umgesetzt werden. Hierzu zählen auch Dienstpläne, Arbeitszeitregelungen und Maßnahmen zur Qualitätssicherung.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Unternehmensstruktur ist das Leitbild. Es bildet das Fundament der Pflegeeinrichtung, indem es Werte, Ziele und Qualitätsstandards definiert. Ein gut formuliertes Leitbild dient nicht nur der Orientierung der Mitarbeitenden, sondern vermittelt auch nach außen – etwa gegenüber Angehörigen oder Kooperationspartnern – ein klares Bild der Einrichtung.

 

Delegation: Verantwortung verteilen und das Team stärken

 

Eine zentrale Führungsaufgabe in der Pflege ist die Delegation von Aufgaben. Delegation bedeutet nicht, Verantwortung abzugeben, sondern diese gezielt zu übertragen, um Effizienz und Fachkompetenz optimal zu nutzen.

Gerade in der Pflege ist es wichtig, dass Aufgaben sinnvoll verteilt werden. Die Einrichtungsleitung und Pflegedienstleitung können viele Routineaufgaben an qualifizierte Mitarbeitende delegieren. Dies entlastet Führungskräfte und gibt dem Team die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln.

Dabei sind einige Grundprinzipien zu beachten:

  • Passende Aufgaben delegieren: Nur qualifizierte Fachkräfte dürfen bestimmte medizinische oder pflegerische Tätigkeiten übernehmen.
  • Klare Anweisungen geben: Die delegierte Aufgabe muss verständlich und präzise formuliert werden.
  • Verantwortung übernehmen: Die Führungskraft trägt weiterhin die Verantwortung für die übertragenen Aufgaben und muss deren Umsetzung überprüfen.

Die richtige Delegation steigert die Motivation der Mitarbeitenden, da sie mehr Eigenverantwortung erhalten und sich in ihren Kompetenzen weiterentwickeln können.

 

Führen anhand von Zielen: Die SMART-Methode als Erfolgsstrategie

 

Ein erfolgreiches Führungskonzept basiert auf klaren und realistischen Zielsetzungen. Das sogenannte "Management by Objectives" (Führen anhand von Zielen) ist eine bewährte Methode, um Mitarbeitende einzubinden und den Erfolg der Einrichtung zu sichern.

Eine besonders effektive Herangehensweise ist die SMART-Methode, mit der Ziele klar definiert werden:

  • S (Spezifisch) → Das Ziel muss konkret formuliert sein.
  • M (Messbar) → Es sollte überprüfbar sein, ob das Ziel erreicht wurde.
  • A (Attraktiv) → Das Ziel muss für die Beteiligten erstrebenswert sein.
  • R (Realistisch) → Es sollte machbar sein, um Überforderung zu vermeiden.
  • T (Terminiert) → Eine klare Frist hilft, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Ein Beispiel aus der Praxis: Aufgrund hoher Krankheitsausfälle wurde in einer Pflegeeinrichtung beschlossen, die Fehltage im Team um 25 % zu reduzieren. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden wurden Lösungen erarbeitet, um die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen und das Team zu entlasten. Um den Anreiz zu steigern, wurden Belohnungen wie Einkaufsgutscheine für geringe Fehlzeiten eingeführt.

Durch solche zielorientierten Maßnahmen fühlen sich Mitarbeitende eingebunden, was sich positiv auf die Arbeitsmoral und die Teamdynamik auswirkt.

 

Kritikgespräche: Wertschätzend und lösungsorientiert kommunizieren

 

Ein schwieriger, aber essenzieller Teil der Führung ist der Umgang mit Fehlverhalten oder Problemen im Team. Hierbei sind gut geführte Kritikgespräche entscheidend.

Kritikgespräche sollten stets sachlich, lösungsorientiert und respektvoll geführt werden. Wichtig ist:

  • Frühzeitiges Ansprechen: Probleme sollten nicht zu lange aufgeschoben werden.
  • Vorbereitung: Die Führungskraft sollte konkrete Beispiele und Lösungsvorschläge bereithalten.
  • Einfühlungsvermögen: Die Gesprächsatmosphäre sollte respektvoll und wertschätzend sein.
  • Zielorientierung: Das Gespräch sollte immer mit einer klaren Vereinbarung enden.

Ein professionelles Kritikgespräch könnte folgendermaßen beginnen:

„Frau Meier, mir ist aufgefallen, dass Sie sich in den letzten Wochen nicht immer wie vereinbart krankgemeldet haben. Können Sie mir sagen, woran das liegt? Gibt es vielleicht eine Herausforderung, bei der wir Sie unterstützen können?“

Solche Gespräche sind nicht dazu da, Mitarbeitende zu bestrafen, sondern sie bei der persönlichen Weiterentwicklung zu unterstützen und gemeinsam Lösungen zu finden.

 

Fazit: Führung in der Pflege als Schlüssel zum Erfolg

 

Die Rolle einer Führungskraft in der Pflege ist anspruchsvoll und facettenreich. Neben organisatorischen Aufgaben wie der Dienstplanung, Delegation und Zielsetzung spielen auch zwischenmenschliche Aspekte eine zentrale Rolle. Ein empathischer und wertschätzender Führungsstil trägt entscheidend dazu bei, dass sich Mitarbeitende motiviert fühlen und die Qualität der Pflege langfristig gesichert bleibt.

Führung bedeutet, Strukturen zu schaffen, Menschen zu motivieren und Verantwortung bewusst zu übernehmen. Wer diese Aufgabe mit Engagement und Klarheit angeht, kann nicht nur den Erfolg der Einrichtung sichern, sondern auch ein positives Arbeitsklima für das gesamte Team schaffen.